Nachfolgende Thesen zum nachhaltigen Konsum von Informations- und Kommunikationstechnologien sehen wir als Verbundprojektteam im Kern für notwendig an (unser Nachhaltigkeitsverständnis). Wir haben die Thesen bewusst pointiert formuliert, in der Hoffnung mit Ihnen in eine konstruktive Diskussion einsteigen zu können.
Nachhaltiger Konsum von IKT kann nur funktionieren, wenn alle Akteure mitmachen (Open Innovation, offener Diskurs): Verbraucher durch ihr Konsumverhalten, Unternehmen durch transparente Bereitstellung nachhaltiger IKT-Produkte, durch nachhaltige Produktion, Transparenz- und Sorgfaltspflichten in der Lieferkette, Berücksichtigung externer Kosten (z.B. Umweltbelastungen) in der Preisbildung. Politik, indem sie ordnungsrechtliche, regulatorische, ökonomische, bildungspolitische und informatorische Rahmenbedingungen (Anreize) schafft. (Soziale) Medien durch Kampagnen zur Förderung nachhaltiger Konsummuster von IKT. Wissenschaft, durch das Zusammenwirken verschiedener Disziplinen (nicht nur durch technische Innovationen, sondern durch Systeminnovationen, d.h. gesellschaftliche Innovationen) und dem Austausch von Wissenschaft und Praxis.
Die Diskussion von nachhaltigem Konsum (von IKT) ist nach wie vor stark vom Problem der Nicht-Nachhaltigkeit bestimmt. Bildung für nachhaltige Entwicklung sollte eine Abkehr von einer „Katastrophendidaktik“, d.h. einen Wechsel von Bedrohungsszenarien hin zu Modernisierungsszenarien und einer Aufklärung ohne Verbote, vollziehen. Weniger „problematisierende“ Szenarien, sondern stärker, Szenarien und Maßnahmen aufzeigen, welche die Bedürfnisse von Individuen und der Gemeinschaft immateriell befriedigen sowie gemeinsame Erfolgserlebnisse fördern (z.B. Gamification, Sharing Economy). Neue (digitale) Wege der Kommunikation für die Vernetzung der Akteure sowie für mehr Transparenz sollten genutzt werden. (Soziale) Medien sollten ein positiveres Bild von nachhaltigem Konsumverhalten aufzeigen.
Es geht bei nachhaltigem Konsum von IKT weniger um die (oberflächliche) Betonung von technischer Effizienz und Kosten sondern vor allem auch um die Veränderung von Produkten und gängigen Geschäfts- und Konsummodellen (z.B. IKT-Verleih), die gekoppelt sind an die Interessen von Konzernen und heutiger Konsumenten. Hier sind unternehmerische, gesellschaftliche und politische Interessenskonflikte und gefestigte Partikularinteressen im offenen Diskurs anzusprechen und bspw. durch deutliche politische Zielsetzung (z.B. Sanktionierung bestimmter Geschäftspraktiken) und wirtschaftspolitischer Maßnahmen zu flankieren. Akteure aus Industrie, Politik und Wissenschaft sollten gemeinsam mit Konsumenten (Co-Creation) Lösungen und Wertschöpfungsarchitekturen für einen nachhaltigeren Konsum von IKT (z.B. mobiler Endgeräte) entwickeln, indem bspw. begleitende Dienstleistungen (z.B. Anlaufstellen für Beratung, Reparatur, Vermietung und Weiterverkauf bzw. fachgerechte Entsorgung von IKT) dem Konsumenten in Zukunft vermehrt zur Verfügung gestellt werden.
Verbraucher haben das Recht zu wissen, was drin ist. Dazu ist die Gewinnung und Weitergabe von klaren Informationen über die Umweltwirkungen eines Produktes eine wesentliche Voraussetzung. Nur wenn die Umweltwirkungen bekannt sind, kann eine effiziente Entwicklung umweltfreundlicher Produkte erfolgen. Gleichzeitig sollen Umweltinformationen dazu beitragen, dass die Verbraucher ihre Kaufentscheidung auch an Umweltgesichtspunkten orientieren können. Die Produkte müssen einfach erkennbar, verlässlich und gut auffindbar sein, damit sie zur ersten Wahl werden können. Dafür müssen Unternehmen und Politik sorgen.
Das Bereitstellen von nachhaltigen Produkten ist keine Einschränkung des Handels, sondern befriedigt ein immer größer werdendes Verbraucherbedürfnis. Das Angebot von nachhaltigen Produkten führt zu Glaubwürdigkeit und einer dauerhaften Kundenbindung. Unternehmen können sich damit positiv von Mitbewerbern abheben. Vielen Verbrauchern wird heute bewusst, dass ihr Kaufverhalten Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft hat, und sie treffen ihre Kaufentscheidungen im Sinne eines nachhaltigen Konsums. Somit identifizieren sich immer mehr Kunden mit einer nachhaltigen Herstellung von Produkten und binden sich dauerhaft an umweltfreundlich aggierende Unternehmen.
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